Ist Achtsamkeit eine eierlegende Wollmilchsau? Wie viel Zeit pro Tag sollten wir für die eigene Achtsamkeitspraxis investieren und wie wirkt sie sich auf unser Gehirn aus? Diese und weitere Fragen beantwortet Neurowissenschaftler und Gesundheitsforscher Prof. Dr. Tobias Esch im Interview mit ZDF Volle Kanne ab Minute 2:58.
Der Beitrag ist aus meiner Sicht sehr gut auf den Punkt gebracht und auch für Laien verständlich. Der Einstieg gelingt über ein Beispiel aus der Praxis: Falk ist Ingenieur in leitender Funktion, Familienvater und Perfektionist. Um mit dem zunehmenden Stress besser umgehen zu können, besucht er ein Achtsamkeitstraining und berichtet von seinen Erfahrungen, die er dabei macht. In dieser Sequenz ist übrigens auch Rüdiger Standhardt vom Forum Achtsamkeit zu sehen, bei dem ich 2013/14 meine Achtsamkeitstrainerausbildung absolviert habe.
Wichtigte Fakten aus Sicht der Neurowissenschaft
Anschließend steht Prof. Dr. Tobias Esch Rede und Antwort: Ist es mittlerweile im Trend gestresst zu sein und was macht Stress mit uns? Fakt ist: Unsere durchschnittliche Schlafdauer ist deutlich gesunken, unsere Aufmerksamkeitsspanne stark verkürzt und Multitasking (z.B. TV schauen und nebenbei Mails checken) überfordert uns auf die Dauer. "Dafür sind wir nicht gemacht", erklärt der Neurowissenschaftler - wir Menschen können nur eine begrenzte Auswahl an Sinneswahrnehmungen verarbeiten.
Gleichzeitig stellt er klar, dass Achtsamkeit "keine Wunderpille" sei, sondern vielmehr eine Haltung und Technik, die jeder erlernen kann - wie Sport. Und wer seinen "Achtsamkeitsmuskel" regelmäßig trainiert, kann von den wissenschaftlich erforschten, positiven Nebeneffekten profitieren. So schrumpft beispielsweise nachweislich das Zentrum im Gehirn, das für Ängste oder übertriebene Alarmbereitschaft zuständig ist.
Wer tiefer tauchen möchte: Ausführliche Infos zu diesem Thema habe ich auch in meinem Beitrag zum aktuellen Forschungsstand mit Neurowissenschaftlerin Dr. Britta Hölzel zusammengefasst.
Wie viel Zeit "kostet" die Achtsamkeitspraxis?
"Wenige Minuten sind besser als keine", meint Prof. Dr. Tobias Esch auf die Frage, wie viel Zeit pro Tag man sich für die eigene Achtsamkeitspraxis einräumen sollte. Laut Studien seien 20 Minuten tägliche Übungspraxis ideal, aber auch schon bei "kleine Inseln der Achtsamkeit im Alltag" lassen sich Veränderungen feststellen.
Das hat mich persönlich auch nochmals sehr gefreut zu hören - schließlich hat auch unsere eigene Achtsamkeits-App diesen Ansatz im Fokus!
Mein Fazit: Ich stelle fest, dass das Thema Achtsamkeit sein "Esoterik-Gewand" in den Medien überwiegend abgestreift hat und ich verfolge gespannt, wie sich die Berichterstattung weiter entwickeln wird. Über Anregungen zu lesens-, sehens- oder hörenswerten Beiträgen freue ich mich jederzeit - nehmen Sie gerne Kontakt auf!
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Nur die Ruhe! - Die Neuentdeckung der
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(ZDF - 23.12.17 / ARTE, 06.02.18)
Ob führende Bosch-Mitarbeiter, Sängerin Judith Holofernes, britische Abgeordnete, Schulkinder oder Vater und Sohn auf Eselwanderung - sie alle haben ihren eigenen Zugang zum Thema Achtsamkeit entdeckt. Dieser Beitrag gibt einen kurzweiligen und interessanten Rundum-Einblick - Prädikat "sehenswert"!
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Thomas S. (Mittwoch, 14 Februar 2018 21:04)
Sehr beeindruckend, wie britische Schulkinder in MINDFULNESS eingeführt werden. "Nur die Ruhe" ist wirklich sehenswert. Danke an Aline Schmid für den Tipp und an das ZDF für den Beitrag in der Mediathek.
Aline Schmid (Freitag, 16 Februar 2018)
Herzlichen Dank für die Rückmeldung zum Beitrag! Mich haben gerade auch die britischen Schulkinder beeindruckt, wie sie mit dem wahren "Anfängergeist" an das Thema herangehen und dadurch für sich auch hilfreiche Erfahrungen machen, z.B. im Umgang mit Trauer.