Sieben Schlüssel für ein wertschätzend(er)es Miteinander

Zwischenmenschliche Kommunikation ist faszinierend und herausfordernd zugleich. Um Missverständnisse vorzubeugen oder Konflikte gut anzugehen, gibt es einige wichtige Stellschrauben. Es sind kleine, kommunikative Schlüssel, mit denen wir die Türen des Miteinanders immer wieder öffnen können.

 

  1. Innere Haltung: Mach dir bewusst, was du über dein Gegenüber denkst, vor bzw. während du mit ihm in Kontakt trittst. Unsere Gedanken haben einen entscheidenden Einfluss, wie wir uns verbal, aber auch nonverbal verhalten. Selbst es gerade schwierig im Miteinander ist: Versuch dir vor Augen zu führen, was du – trotz allem – an deinem Gegenüber schätzt. Oder welche guten Erlebnisse es ggf. schon gab. Oder versuche dir zu sagen, dass wir letztlich alles nur Menschen sind, die unterschiedliche Bedürfnisse haben.

  2. Was brauchst du?: Es gibt ein schönes indianisches Sprichwort, nach dem wir andere nicht beurteilen sollten, wenn wir nicht mindestens eine Meile in ihren „Mokassins“ gelaufen sind. Deshalb hilft nicht nur in verfahrenen Situationen, sondern für ein grundsätzliches achtsames Miteinander, ein Perspektivwechsel. Was braucht der andere? Welches Bedürfnis ist (nicht) erfüllt, dass sie oder er sich entsprechend verhält? Mitunter hilft auch einfach nachfragen 😊

  3. Was wollen wir beide?: Häufig konzentrieren wir uns in Konflikten zu stark auf die gegensätzlichen Positionen. Wir selbst wollen dies und der andere will das. Und eine Einigung scheint schwer in Sicht. Worauf wir uns stattdessen fokussieren sollten, ist der (kleinste) gemeinsame Nenner: Unter welchen „gemeinsamen Regenschirm“ können wir uns stellen? Wenn wir uns auch hier der eigenen Bedürfnisse bewusstwerden und diese kommunizieren, kann dass sehr konfliktentschärfend und verbindend sein.

  4. Was habe ich verstanden?: Dass beim Empfänger nicht zwangsläufig das ankommt, was der Sender mitteilen wollte, wissen wir spätestens seit dem „Flüsterpost“-Spiel aus unserer Kindheit. Deshalb ist es so wichtig und wertvoll, kurz zusammenzufassen, was wir inhaltlich verstanden haben. Was vielleicht erst einmal „zeitaufwändig“ oder „lästig“ erscheint, erspart in Wirklichkeit sehr viele Missverständnisse. Nachhören können wir übrigens nicht nur auf der Sach-, sondern auch auf der Beziehungsebene: Welche Gefühle oder Bedürfnisse meine ich bei meinem Gegenüber wahrzunehmen? Dieser Schritt erfordert nicht nur Empathie, sondern auch Mut. Aber es hilft, gerade „unterschwellige“ Botschaften aufzuklären, die wir eher auf der nonverbalen Ebene oder anhand der Stimme/Sprechtechnik wahrgenommen haben.

  5. VW-Regel – aus Vorwurf mach Wunsch: Ist dir schon einmal aufgefallen, dass wir viel häufiger sagen, was wir nicht wollen statt was wir uns wünschen? Beispielsweise „Schau nicht ständig auf dein Smartphone, wenn ich mit dir rede“ statt „Bitte leg dein Smartphone kurz aus der Hand – ich brauche jetzt deine volle Aufmerksamkeit.“ Oder auch in der Kindererziehung: „Bitte kletter da nicht hoch!“ statt „Bitte bleib hier unten.“ Zwar fällt es vermeintlich leichter, auf die negativen Umstände hinzuweisen, als uns zu überlegen, was uns gerade wichtig ist. Studien und Experimente zeigen aber auch: Unser Gehirn versteht negative Formulierungen deutlich schlechter als positive. Zudem stoßen Vorwürfe schneller auf Widerstand.

  6. „Und“ statt „Aber“: Gerade bei Verständnisformulierungen ist ein „aber“ Gift für echte Verbindung. „Ich verstehe dich ja schon, ABER…“ ist ebenfalls eine weit verbreitete Formulierung – und sie radiert jedes noch so ernst gemeinte Verständnis vor dem „aber“ aus. Echtes Verständnis können wir zeigen, indem wir beide Standpunkte gleichwertig stehen lassen. „Ich verstehe dich schon, (dass du skeptisch bist, ob wir das in der vorgegeben Zeit schaffen). [PUNKT. – Durchatmen]. Und ich bitte dich, die Situation aus auch aus meiner Perspektive zu sehen, dass wir einen festen Termin haben, von dem wir nicht abweichen können und jetzt schauen müssen, wie wir alle Hebel in Bewegung setzen, dass wir das noch gemeinsam gut schaffen.“ Ersetze ein „aber“ durch ein „und“. Zusätzlich kannst du auch noch eine kurze Pause lassen.

  7. Das Zauberwort „noch“: Ein kleines Wörtchen mit viel Wirkung. „Noch“ signalisiert, dass Entwicklung möglich ist und in der Zukunft noch einiges machbar ist. „Wir finden hier keine Einigung.“ wirkt anders als „Wir finden hier NOCH keine Einigung.“ Auch im Umgang mit uns selbst bringt das kleine Zauberwort einiges an Entlastung mit sich: „Ich kann das nicht.“ im Vergleich zu „Ich kann das NOCH nicht.“

 

Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren, Auffrischen oder Vertiefen. Auf dass dir diese sieben kommunikativen Schlüssel immer wieder neue Türen im zwischenmenschlichen Bereich öffnen oder offen halten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Gabi (Sonntag, 21 Juli 2024 12:26)

    ... und die Achtsamkeit, dass im Hier und Jetzt sein, ist die Basis für die gelingende Kommunikation. Das Atmen nach dem Punkt unterstützt die Selbstregulation

    Lieben Dank für diese wertvollen Schlüssel, das Bild vom gemeinsamen Regenschirm finde ich klasse.

    Liebe Grüße