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Manifest für ein friedlicheres Miteinander

Bild: Pixabay/quhl
Bild: Pixabay/quhl

Was meinst du, welche Wirkkraft das hätte, wenn sich ab sofort jeder Mensch vornehmen würde, etwas mehr Wohlwollen und Freundlichkeit im Alltag zu leben? Und dazu braucht es keine großen Taten. Was fällt dir spontan ein? Ich habe im Folgenden eine Art Manifest erstellt, das du gerne durch eigene Ideen oder Gedanken ergänzen kannst:

 

1. Achtsam in Verbindung: Lass uns unseren Lieben so oft wie möglich unsere ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, z.B. bei einem Gespräch oder einer gemeinsamen Aktivität. Wie wäre es, wenn alle Beteiligten währenddessen ihre Smartphones bewusst wegpacken, z.B. in einem Schuhkarton o.ä. „parken“? Zu einer achtsamen Verbindung gehört für mich auch, ehrlich zu sagen, wenn wir jemandem (noch) nicht unsere volle Aufmerksamkeit schenken können, weil wir momentan mit etwas anderem beschäftigt sind. Mit wem möchtest du noch heute achtsam in Verbindung gehen?

 

2. Wahrnehmen und wertschätzen: Im Schwäbischen gibt es das schreckliche Sprichwort „Net gmeckert isch gnug globt.“ Lass uns hier einen gegenläufigen Trend setzen, indem wir positive Verhaltensweisen unserer Mitmenschen bewusster wahrnehmen und wertschätzen. Das können auch vermeintlich kleine, alltägliche Handlungen sein, die wir honorieren (z.B. „Ich danke dir, dass du dir heute Zeit fürs Kochen genommen hast.“). In meinem Alltag als Mediatorin höre ich an allen Ecken und Enden, dass es an „Wertschätzung“ fehlt – ob im Beruf, in der Partnerschaft oder in Freundschaften. Doch wie soll sich etwas ändern, wenn keiner den ersten Schritt macht?! Was möchtest du heute noch wertschätzen?

 

3. Freundliche Gesten gegenüber „Fremden“: Lass uns auch Menschen, die wir (noch) nicht kennen durch kleine Gesten eine Freude bereiten. Indem wir jemanden an der Supermarktkasse vorlassen oder Türen aufhalten. Indem wir wahrnehmen, wenn andere Hilfe benötigen, z.B. mit Kinderwagen oder Gepäckstücken beim Treppensteigen. Indem wir uns unbekannten Passanten ein Lächeln schenken – einfach so. Und auch der ohnehin schon „hitzige“ Berufsverkehr ist das ideale Übungsfeld, umsichtig(er) und rücksichtsvoll(er) zu sein. Wir können dazu beitragen, dass andere sich leichter in den Verkehrsfluss „einfädeln“ können. Oder Lichthupe für wohlwollende Aufforderungen und den Warnblinker als Dankeschön wieder öfter einsetzen. Welche freundliche Geste möchtest du diese Woche verstärkt (re)aktivieren?

 

Inspiration bietet vielleicht auch das folgende Video zum "Kindness-Boomerang":

4. Kommunikation entschärfen: Lass uns Missverständnisse vermeiden, indem wir rechtzeitig (in Ich-Botschaften) ansprechen, wenn uns etwas irritiert oder enttäuscht. Dazu gehört auch wirklich hinzuhören, was unser Gegenüber sagt. Und gleichzeitig wahrzunehmen, was uns wichtig ist, d.h. unser Bedürfnis erkennen, weshalb wir so reagieren. Unterstützung bieten hier auch die sieben Schlüssel für ein wertschätzendes Miteinander. Zusätzlich können wir Konflikte deeskalieren, indem wir Verständnisfragen stellen (z.B. „Was ist dir in dieser Situation wichtig?) anstatt direkt zum verbalen Gegenangriff überzugehen. Und sind verletzende Worte gefallen, lass uns wieder aufeinander zugehen und bestmöglich im Gespräch bleiben. Das Wort „Entschuldigung“ kann heilen und wahre Größe zeigen. Was möchtest du vielleicht noch mit jemandem ansprechen bzw. klären?

Bild: Pixabay / _李磊瑜伽
Bild: Pixabay / _李磊瑜伽

5. Schubladen öffnen: Lass uns weniger (vorschnell) urteilen und mehr unsere Wahrnehmung reflektieren bzw. hinterfragen. Wir können uns entscheiden „unsere Pappenheimer“ aus der Schublade zu lassen und ihnen so offen wie möglich begegnen. Gerade bei Menschen, deren Verhaltensweisen ich nicht nachvollziehen kann, frage ich mich innerlich: „Was ist passiert bzw. was bringt mein Gegenüber dazu, dass er oder sie sich so verhält?“ Wir können uns darin üben, andere Sichtweisen zu verstehen, ohne damit einverstanden sein zu müssen. Wir können mehr darauf achten, was uns verbindet – anstatt uns darauf zu fokussieren, was uns trennt. Bei wem könntest du die Schublade wieder öffnen?

 

6. Frieden beginnt in uns selbst: Lass uns wohlwollender mit uns selbst umgehen. Weniger mit anderen vergleichen und uns so annehmen wie wir sind. Lass uns liebevoller über uns selbst denken und mit uns sprechen. Wenn wir im Reinen mit uns selbst sind, strahlen wir innere Ruhe und Frieden aus, was sich wiederum auf andere überträgt. Lass uns selbst eine gute Freundin oder ein guter Freund sein, indem wir achtsam mit unseren Energien haushalten und uns Raum für Regeneration schenken. Was kannst du dir heute noch Gutes tun?

 

Beim Verfassen dieses Manifests kam mir auch wieder das Lied „Imagine“ von John Lennon in den Sinn. Insbesondere auch die Textzeile: „You may say I’m a dreamer – but I’m not the only one.“ Davon bin auch ich überzeugt. Vielleicht mögen manche der aufgezählten Punkte auf den ersten Eindruck „simpel“ oder „naiv“ erscheinen. Doch ich bin zutiefst von dem folgenden afrikanischen Sprichwort überzeugt: „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

 

 

Also lass uns bitte niemals aufhören, immer wieder mit kleinen Dingen anzufangen.

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